In mehr als 25 Jahren über 625 Kindern geholfen
San Gabriel/Ecuador. Trotz Drogenkartellen, Korruption, Bandenkriegen und dem kürzlichen Mord am Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio sagt Isabella Abert Junior: „Ecuador ist immer noch meine Wahl“. Vor über 25 Jahren ist sie „der Liebe wegen“ in das südamerikanische Land ausgewandert. Die Not der Kinder in ihrer neuen Heimat hat sie zum Handeln veranlasst. Mit Hilfe ihrer Mutter, Isabella Abert Senior, aus Augsburg-Göggingen und vieler helfender Hände hat sie inzwischen im Kindergarten „Mundo Unido Kolping“ und mit einem Partnerschaftsprogramm über 625 Kindern in der Kleinstadt San Gabriel geholfen.
Nur 2 Kindergärten für 14.000 Einwohner
In der Stadt im Norden Ecuadors, die ca. 40 km von der kolumbianischen Grenze Entfernt ist, gibt es für die über 14.000 Einwohner nur noch einen zweiten, einen staatlichen Kindergarten mit 25 Plätzen. „Die Familien können sich den Kindergarten nicht leisten“, erzählt Tochter Isabella. „Zudem gibt es in Ecuador viele alleinerziehende Mütter“, berichtet sie. Diese bekämen von den Vätern der Kinder meist keine Unterstützung. Um zu überleben müssen sie arbeiten und können daher die Kinder nicht betreuen. Der Kindergarten in San Gabriel will vor allem für die Ärmsten da sein. Vor dem Eintritt in den Kindergarten wird bei einem Hausbesuch bei den Kindern geprüft, wie viele in einem Bett schlafen, ob das Dach des Hauses trägt, wie viele Räume zur Verfügung stehen oder Tiere zum Haus gehören.
Die Unter-Fünfjährigen erhalten im Kindergarten neben der Früh- und Vorschulerziehung auch ausgewogene Ernährung und eine Gesundheitsvorsorge. Isabella Abert Junior freut sich, dass von den Schulen, in die die Fünfjährigen nach dem Kindergarten gehen, positive Rückmeldungen kommen. Die Schulen bestätigen immer wieder, dass die Kinder aus ihrem Kindergarten ein besseres soziales Verhalten mitnehmen und dass sie zu den Besten gehören.
Patenschaft für ein Kind übernehmen
Seit 2005 werden für Kinder in San Gabriel Pat*innen vermittelt. Isabella Abert Senior war eine der ersten, die eine Patenschaft übernommen hat. Mit ihrem Patenkind Rosa, die inzwischen im Büro einer Schule arbeitet und nebenher Psychologie studiert, hat sie heute noch Kontakt. 60 solcher Patenschaften gibt es. Mit dem monatlichen Betrag werden vor allem Schulkinder unterstützt. Die verpflichtende Schuluniform, Sportschuhe oder auch die Bücher, die in Ecuador von den Schüler*innen selbst gekauft werden müssen, werden durch die Pat*innen finanziert.
Sorgen bereitet den beiden zur Zeit das monatliche Essenspaket, das jede Familie eines Patenkindes erhält. „Seit Corona sind die Preise für ein Paket um über 33 Prozent gestiegen“, sagt Isabella Abert Junior. Linsen, Reis, Eier, Gemüse und Obst sind zum Beispiel in einem solchen Paket enthalten, das für eine bessere Ernährung der Kinder sorgen soll. Jährlich gehen mindestens zwei Briefe an die Pat*innen. „Ich bin nicht allein“ oder „An mich glaubt jemand“, sind die Botschaften, die neben der finanziellen Hilfe den Kindern in Ecuador helfen.
Die Mama im „Backoffice“ Augsburg
Für Isabella Abert Junior ist die Mutter so etwas wie ein „Backoffice“ in Augsburg. „Das ist wie ein Halbtagsjob“, sagt Isabella Senior. Die 79-Jährige betreut die Pat*innen, übersetzt die Briefe, wirbt um Spenden und kommuniziert mit den Spender*innen. Die ganze Spendenabwicklung macht in Deutschland die Augsburger Kolpingstiftung-Rudolf-Geiselberger. Seit 2006 trägt den Kindergarten in Ecuador die „Fundación Un Mundo Unido“. Neben der Familie ist es für Isabella Junior mehr als ein 40-Stunden-Job, um den Kindergarten am Laufen zu halten. Monatliche Steuererklärungen, wöchentliche Berichte ans Bildungsministerium, jährliche feuerpolizeiliche Erlaubnis zum Betrieb und vieles mehr halten sie auf Trapp. „Anders als hier in Deutschland, muss man bei einigen Behörden in Ecuador persönlich erscheinen“, erklärt Isabella Abert Junior. Nicht selten sei es so, dass es nicht reicht einmal dorthin zu gehen. „Entweder schließen sie kurz vorher oder es gibt einfach das Formular für den Antrag noch nicht“, sagt sie.
Mehr Armut und Gewalt durch Corona
Im August 2023 war Isabella Abert Junior mit ihrer Familie zu Besuch in Deutschland. Sie kehrt in ein durch Corona verändertes Land zurück. Für sie steht fest: „Weil der Staat während Corona keine Sozialleistungen zahlen konnte, gibt es viel mehr Armut und Gewalt.“ Früher sei sie einfach alleine wandern gegangen. Da würde sie sich heute nicht mehr sicher fühlen und es nicht mehr machen, nur in Begleitung, berichtet sie. Trotzdem freut sie sich auf das Heimkommen in ihr Ecuador und hofft, dass durch die neue Regierung, die am 20. August gewählt wird, sich auch wieder etwas im Land zum Bessern verändert.
Internetseite der Fundación Un Mundo Unido
Spenden Sie über die Kolpingstiftung-Rudolf-Geiselberger:
Spendenzweck: Ecuador oder Ecuador-Patenschaft
Über die Kolpingstiftung-Rudolf-Geiselberger
Hauptanliegen der Kolpingstiftung-Rudolf-Geiselberger ist es, Benachteiligten und Menschen ohne Perspektive „Hilfe zur Selbsthilfe“ für ein Leben aus eigener Kraft zu geben. Bei allen Projekten steht die langfristige Hilfe im Fokus: Starthilfe in unterschiedlichster Form für ein selbständiges und unabhängiges Leben. Seit 2003 erhält die Kolpingstiftung-Rudolf-Geiselberger jährlich das DZI-Spendensiegel, das einen geringen Verwaltungsaufwand bescheinigt sowie hohe Transparenz und Wirtschaftlichkeit.